Grauburgunder und seine Klone
Herkunft:
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Ruländer um eine Mutation aus dem Spätburgunder. Er lässt sich ampelographisch nur durch die Beerenfarbe von dem Spätburgunder und Weißburgunder unterscheiden, und zeigt auch heute noch immer wieder Farbmutationen an den Beeren.
Der Speyrer Kaufmann Johann Seeger Ruland entdeckte die Sorte 1711 in einem verwilderten Garten. Sie wurde dann zuerst Speirer und später dann Ruländer bezeichnet. Heute werden die trockenen Weine meist als Grauburgunder bezeichnet. Nur schwere und dann meist süßliche Weine werden noch als Ruländer bezeichnet.
Synonyme:
Pinot gris, Grauburgunder, Tokay d'Alsace
Lageansprüche:
Der Ruländer benötigt gute bis sehr gute Lagen um seinen vollmundigen Körper entwickeln zu können. Aufgrund der mittlerweile vielen Klone läßt er sich auf sehr vielen Standorten anbauen.
Verbreitung:
Hauptsächlich in Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich. Er erreichte durch den "Pinot-Grigio" Boom aus Italien Verbreitung in fast allen Weinbaugegenden der Welt.
Mit 6402 ha (2017) liegt der Ruländer auf Platz 3 der meistangebauten Weißweinsorten in Deutschland. Weltweit dürften es mittlerweile gegen 50.000 ha sein.
Klone:
Die Anzahl der Klone ist beim Grauburgunder in den letzten Jahren deutlich mehr geworden. Bis kurz nach der Jahrtausendwende fuhr man mit den kompakten Klone FR 49-207 und H1 sehr gut. Als dann jedoch zwischen 2002 und 2006 die ersten Jahre mit extremem Essigbefall aufkamen wurden Alternativen gesucht. Zuerst kam dann die Welle der mischbeerigen Klone wie SMA 505 / 514 oder ENTAV-INRA 457. Da diese jedoch teilweise zu geringe Erträge lieferten ging die Suche weiter und mittlerweile sind wir bei den vieltragenden Klone aus Geisenheim (1-31 Gm, 1-32 Gm, 1-33 Gm) angelangt.
Die Klone lassen sich etwa in 4 verschiedene Gruppen unterteilen:
FR 49-207
Dies ist im Moment wohl noch der meist angebaute Klon Deutschlands. Da er in den letzten Jahren jedoch nur noch wenig gepflanzt wird, nimmt die Fläche stetig ab.
Ein sicherer Ertrag und gute Mostgewichte gepaart mit guten Weinbewertungen sorgten für diese fast schon dominierende Stellung. Der einzige wirkliche Nachteil sind die doch meist sehr kompakten Trauben. Züchter ist das staatliche Weinbauinstitut in Freiburg.
H 1
Dies ist auch ein sehr verbreiteter Klon von Arno Hauser. Er wird vor allem am Kaiserstuhl und in Norditalien angebaut. Er hat gute Mostgewichte und vor allem einen stabilen Ertrag. Die Tendenz ist aufgrund der Kompaktheit doch eher rückläufig.
D 42
Dies ist ein älterer Klon des Staatlichen Weinbauversuchsgutes in Karlsruhe-Durlach. Er wird nun aber schon einige Jahre vom Weinbauinstitut in Freiburg bearbeitet.
ENTAV-INRA 52
Dies ist der wohl bekannteste Klon aus Frankreich. Er zeichnet sich durch ähnliche Ertragsdaten wie der Klon Fr 49-207 aus. In Verrieselungsjahren scheint er jedoch ein bisschen lockerer als dieser zu sein.
SMA 505
Dies ist ein Klon aus San Michele in Norditalien. Er verrieselt deutlich stärker als der FR 49-207, und ist deshalb auch meist mehr lockerbeerig und kleinbeerig. In sehr schlechten Blütejahren kann diese Verrieselung auch schon relativ stark sein.
Aufgrund dieser Verrieselung kann es jahrgangbedingt zu starken Ertragsschwankungen kommen.
SMA 514
Dieser Klon hat fast die gleichen Eigenschaften wie der SMA 505. In unseren Versuchen war er jedoch nicht ganz so stark verrieselt, das Mostgewicht war noch etwas höher als beim SMA 505.
ENTAV-INRA 457
Dies ist ein qualitativ sehr hochwertiger Klon aus Frankreich. Relativ kleine bis mittlere Trauben, welche auch noch locker sind bringen jedoch keine Höchsterträge. Auf tiefgründigen Böden können Erträge von 100-120 kg erreicht werden. Geeignet für hochwertige Weine.
27 Gm
Dieser Klon hat kleinere Trauben und ist sehr mischbeerig, so dass er sehr selten Botrytis bekommt. Aufgrund dieser kleinen und leichten Trauben ist der Ertrag jedoch begrenzt.
Optisch sind die Beeren oft mehr rötlich als beim normalen Ruländer.
FR 2001
Die ist ein neuerer Klon des Weinbauinstitutes in Freiburg. Züchtungsziel war Lockerbeerigkeit. Wurde früher als EA 94-140 bezeichnet.
Aufgrund des geringeren Ertrages wird er zugunsten des FR 2003 kaum noch verwendet.
FR 2002
Für diesen Klon gilt das gleiche wie für den FR 2001. Er wurde früher als EA 94-141 bezeichnet.
FR 2003
Dieser neuere Klon des Weinbauinstitutes in Freiburg wurde früher auch als EA 94-142 bezeichnet. Er ist derjenige, welcher aus der Reihe Fr 2001 - Fr 2004 weiterhin angeboten werden wird. Er hat wie seine Schwesternklone eine gute Lockerbeerigkeit und den höchsten Ertrag in dieser Gruppe.
FR 2004
Neben dem FR 2003 hat dieser Klon den größten Ertrag aus der FR 2001 - FR 2004 Gruppe. Teilweise wird er noch vermehrt. In Zukunft wird er jedoch wahrscheinlich zugunsten des Fr 2003 verschwinden.
FR 2007
Auch ein neuerer Klon aus Freiburg. Er zeigt stark mischbeerige Trauben.
Visuell kann man ihn mit dem Spätburgunder Klon 20-13 Gm vergleichen.
FR 2008
Ein Klon, welcher sehr botrytisfest ist, jedoch einen relativ geringen Ertrag aufweißt.
Die Trauben sind walzenförmig und haben sehr wenige Schultern.
1-30er Gruppe
Die Gruppe der 1-30er Klone aus Geisenheim umfaßte anfangs 4 Klone, welche sich durch ein hohes Ertragspotential und guter Botrytisfestigkeit auszeichnet. Der Klon 1-30 Gm wird im Moment nicht mehr weiter vermehrt (=es gibt keine Reben mehr), da er relativ viele Mutationen gezeigt hat. Die drei Schwesternklone 1-31 Gm, 1-32 Gm und 1-33 Gm sind aber weiter verfügbar.
In schlechten Blütejahren wie z.b. 2010 wird immer noch ein guter Ertrag von ca. 120 kg/ar erreicht. In guten Ertragsjahren können jedoch ohne ertragsregulierende Maßnahmen teilweise deutlich über 200 kg/ar erreicht werden.
Die Unterschiede innerhalb der Gruppe sind gering, so dass wir sie hier zusammen fassen. Die Gruppe umfaßt folgende Klone:
- 1-31 Gm
- 1-32 Gm
- 1-33 Gm